
Mein Verständnis von "systemisch"
Meiner systemischen Grundhaltung entsprechend betrachte ich die volljährigen und freiwillig zu mir kommenden Klienten als Experten für ihr eigenes Leben. Ich möchte jeden Menschen unterstützen, der sich bei mir meldet und mit systemischen Methoden neue Wege aufzeigen. Damit er seine Ressourcen wieder aufgreifen kann. In der Regel hilft dazu etwas Abstand zum Alltag und das Herauslösen aus der „Problemtrance“. Dieser Abstand zum Alltag ist bei der Beratung im Gehen, auf Grafenwerth, leicht zu erlangen. Schon nach ein paar Minuten auf dieser Insel hat man das Gefühl sich Urlaub vom Alltag zu nehmen.
Aber auch das klassische Setting der Beratung in der Praxis hat zum Ziel zunächst weitere Möglichkeiten aufzufächern. Die Entscheidung für den jeweils neuen Weg, den zweiten und alle weiteren Schritte, liegt beim Klienten. Lösungsorientierte Beratung, also der Blick in die Zukunft, auf Basis der bisherigen Erfahrungen, das ist ein Faktor der systemischen Grundhaltung. Mit einem starken „WOZU“ kann dann die innere Einstellung zu jeder Form von „WIE“ erschaffen werden.
Mit diesem festgelegten Kurs, auf zukünftige Wege, können schon in kurzer Zeit die ersten – wenn auch kleinen – Schritte zu bahnbrechenden Erfolgserlebnissen führen. Selbstwirksamkeit ist hier das Stichwort. Komme was auch wolle, der Klient hat immer die Entscheidung darüber in der Hand, wie es weiter gehen soll. Eine quälende Frage nach dem „WARUM“, die einen Blick zurück auf das Vergangene mit sich bringt, tritt dann in den Hintergrund. „Warum“ richtet den Blick in die Vergangenheit, auf das Problem und eventuell auch auf eine Schuldfrage – in eine Sackgasse.
Wenn mein Klient und ich gemeinsam aufzählen und sammeln, welche Rollen er mit in die Beratung bringt, so lässt diese Betrachtung erst einen systemischen Blick auf das Innere entstehen! Seine Rolle als Elternteil, Ehepartner, Leitung im Job, Kunde, Kind, Freund, etc. alle kommen mit in die Beratung. Auch das eigene „EGO“, sein eigentliches ICH.
Eine systemische Beratung ermöglicht es den Klienten, mit dem gewissen Abstand zum Alltag einen Überblick der Zusammenhänge zu erlangen. Für eine gute Stunde können Sie dazu aus dem Hamsterrad aussteigen. Alle Ihre Erfahrungen, Überzeugungen und natürlich auch Ihre Bewertungen, aus den jeweiligen Rollen, bringen Sie mit zur Beratung. Das ist vollkommen klar, denn egal wo Mensch hingeht oder wohin er entfliehen möchte, er nimmt sich selbest mit allen Facetten stets mit!
Diese inneren Facetten wirken sich maximal auf die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Systemen aus. Legt der Klient ein verändertes Verhalten an den Tag, so wirkt sich dieses auf das gesamte System aus (Familie, Freunde, Arbeit, etc.). Sein neues Modell der Möglichkeiten beeinflusst die Möglichkeiten aller anderen Mitmenschen.
In meinen Beratungen möchte ich mit Ihnen den Fächer an Möglichkeiten öffnen, was für mich eine Grundvoraussetzung für die eigentliche Arbeit darstellt. Die Arbeit, die zwischen den Terminen stattfindet. Hier ist es an Ihnen Entscheidungen zu treffen. Dafür, dagegen oder für keines von beiden. Eventuell auch für beides oder für etwas ganz und gar Neues? Ihre Entscheidung gegen ein Ent-SCHEIDEN ist auch ein Erfolg. Dinge können dann auch einfach so bleiben, wie sie sind – mit der entsprechenden Einstellung zum Ergebnis.
Systemische Gesellschaft, systemisch ist viel mehr, YouTube, 06.11.20, 18:50. Uhr, MEZ
Das Modell eines Systems
Es „erscheinen“ im übertragenen Sinne auch andere Menschen mit zum Beratungstermin, Menschen aus dem Umfeld des Klienten. Wir betrachten dann z.B. das System der Familie / das System der Abteilung / das System im Vereinsvorstand sowie die dortigen Einflüsse. Dieses Modell, das Bild der Zusammenhänge, kann im Modell – im Überblick – leichter Klarheit über die Zusammenhänge verschaffen. Dies ist das Kernprinzip der Aufstellungsarbeit. Wechselwirkungen zwischen den Akteueren des Systems spielen stets eine Rolle in der Problemlage. Wer bewegt sich auf einander zu oder wer bewegt sich weg?
Ein Mensch bewegt den anderen, auch ohne ihn tatsächlich zu berühren. Eine Balance kann so durch Krisen schnell in Schieflage geraten. Zu klären ist also die Frage, „Wer beeinflusst mich in welcher Hinsicht und wie weit lass ich es zu?“.
Eine absolute Balance, z.B. die in den letzten Jahren oft so gepriesene Work-Life-Balance, bedeutet für alle Beteiligten nur eines: Stillstand!
Beispiel:
Wenn im Familienleben ein Mitglied eine berufliche Veränderung (z.B. eine Fortbildung) anstrebt, dann müssen die anderen Familienmitglieder diese Bewegung im System ausgleichen. Dann kann die Familie diese Veränderung tragen. Bleiben alle anderen aber bestrebt darin, stur ihren Platz im System zu halten, streben also keinen Ausgleich an – kein „Auffangen“, dann wird das System unweigerlich kippen.
Aus meiner systemischen Beratung heraus können neue Impulse in Ihr System gelangen. Ihre innere Veränderung wird dann in Ihrem System (Familie/ Abteilung) unweigerlich auch eine Veränderung bei den Positionen der Beteiligten mit sich bringen. Eine Veränderung Ihrer eigenen Position (innerlich/äußerlich) kann und wird Veränderungen im System mit sich bringen!
Balance (animated film) (Wolfgang y Christoph Lauenstein) (1989), YouTube, 06.06.20, 13:30 Uhr CET
Allparteilichkeit
Alle Ihre Erfahrungen eines Menschen prägen seine Überzeugungen und Bewertungen die Umwelt betreffend. Es gibt für mich als systemsichen Berater keine Unterscheidung in Punkto: richtig oder falsch!
Eine systemische und konstruktivistische Betrachtung beinhaltet den Fokus auf die Ergebnisse! Oft frage ich meine Klienten: „WOZU war das schlechte Verhalten, bzw. Ihr belastendes Erlebnis, vielleicht doch noch gut?“ Wir konstruieren dann gemeinsam ein neues Bild, ein neues Modell, der Begebenheiten. Ereignisse haben stets mehrere Auswirkungen, man muss sich nur erstmal ein Stück von der belastenden Sichtweise lösen und mit Abstand einen Überblick gewinnen. Das geht anhand eines Modells einfacher.
Menschen und Situationen sind nicht per Definition gut oder schlecht! Lassen Sie uns also rein hypothetisch davon ausgehen, dass es auch im Schlechten etwas Gutes gibt. Beispielsweise, dass jedes Ergebnis so wie es ist lediglich ein Ergebnis darstellt, das von vielen Seiten aus betrachtet werden kann. Der Klient entscheidet selbständig für sich, welche Konsequenzen er daraus ziehen wird. Seine Einstellung dazu und somit auch der Umgang mit der neuen Lage öffnet weitere Wege. Beispielsweise kann ein früher Tot von Elternteilen auch in jungen Jahren zu einer gewissen Selbständigkeit der Kinder führen. Eine solche Erkenntnis ist wichtig, wenn sie auch erst mit einem gewissem Abstand zum Ereignis reifen kann.
Mein Selbstverständnis als systemischer Berater ist nicht parteiisch. Ich schlage mich also nie auf eine Seite im System. Ich bin auch nicht unparteiisch, dann wäre ich nämlich nicht am Ergebnis Ihres Prozesses interessiert (wie ein Schiedsrichter). Vielmehr ist bin ich allparteilich und versuche neugierig stets lösungsorientiert alle Standpunkte der Beteiligten nachzuvollziehen sowie daraus dann Ihnen neue Wege ergebnisoffen aufzuzeigen.
Autonomie
Ein systemischer Berater sollte deutlich Abstand von Ratschlägen nehmen. Eigene Erlebnisse und Wahrheiten sind hier nicht hilfreich. Vielmehr ist er als neugieriger und sachlicher Wegbegleiter stets dabei alle Seiten eines Ergebnisses zu betrachten.
Klienten sind Experten für Ihr Leben und entscheiden somit voll und ganz in jeder Situation und Lebenslage selbst über das weitere Vorgehen. Der Berater vereinfacht es dem Klienten im Rahmen des Beratungssettings möglichst viele Begleitumstände der Fragestellung zu erfassen. Hier sind Modelle hilfreich. Ob die Beratung geholfen hat oder nicht, das ist einzig und allein die Entscheidung des Klienten. Diese Entscheidung kann sich einige Zeit nach dem letzten Termin ändern, denn die systemische Beratung wirkt auch nach. Die eigentliche Arbeit passiert zwischen den Terminen.
Ein Klient kann also nach einer Beratung auch zu dem Entschluss kommen, dass alles beim Alten bleiben soll – genau so wie es ist! Er scheidet dann mögliche neue Wege aus und bleibt auf dem alten Weg. Er ist in seinen Handlungen und Entscheidungen immer autonom!
Ich biete Ihnen meine Expertise und einen allparteilichen Blick auf Ihre Systeme, stets ohne etwas besser wissen zu wollen! Vielmehr betrachte ich mich als teilnehmenden Beobachter. Unser Gespräch soll konstruktiv dafür sorgen, dass Sie mit sich selbst und Ihrer Umwelt dialogisch bleiben. Nur dann können Sie sich entscheiden!